Benjamin Disraeli sagte einmal,
„Veränderung ist unvermeidlich.
Veränderung ist konstant“. Und 2020
war eindeutig ein Jahr der Veränderung.
Das kam vor allem in der Art und Weise
zum Ausdruck, in der sich sowohl
Unternehmen als auch Verbraucher
in diesem Jahr für die digitale Welt
öffneten. Wir beobachteten eine
schnellere Verlagerung vom stationären
Einzelhandel auf E-Commerce und von
Bargeld auf digitale Zahlungsweisen.
Zudem kam es verstärkt zu
Investitionen in Cloud-Anwendungen
und -Dienstleistungen, da Arbeitnehmer
und Studenten gezwungen waren, ihre
Aktivitäten ins Internet zu verlegen.
Pläne zur weltweiten Dekarbonisierung
wurden ebenfalls forciert, da
Regierungen auf der ganzen Welt
neue oder ehrgeizigere
Klimaneutralitätsziele festlegten.
Eine der größten Überraschungen
des Jahres 2020 war jedoch, wie schnell
Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt
wurden. Vor dem Coronavirus dauerte
die Entwicklung eines Impfstoffs im
Durchschnitt mehr als zehn Jahre. Dass
wir in weniger als einem Jahr wirksame
Impfstoffe entwickelt haben, ist erstaunlich
und zeugt von der großen Innovationswelle,
die wir in der modernen Medizin und im
Gesundheitswesen beobachten.
Moderna war in der Lage, innerhalb von
nur 42 Tagen nach der Entschlüsselung
des genetischen Bauplans des Virus einen
Impfstoff zu entwickeln, der für Tests mit
Menschen geeignet war. Hierzu verwendete
das Unternehmen seine innovative
mRNA-Technologie (mRNA-Medikamente
enthalten Informationen, die körpereigene
Zellen anweisen, Proteine zur Verhinderung
oder Bekämpfung von Krankheiten zu
produzieren1). Das ist unglaublich, denn
dieser Prozess dauert mit konventionellen
Technologien normalerweise Jahre.
Die positiven Ergebnisse und vorzeitige
Zulassung des Impfstoffs von Pfizer/
BioNTech, auf den die Vakzine von Oxford/
AstraZeneca und Moderna folgten, stützten
den Aufwärtstrend an den globalen
Märkten, die im vierten Quartal 14,4%
zulegten.2 Global Sustainable Outcomes
verbuchte innerhalb dieses Zeitraums
einen Zuwachs von 13,8% und schloss das
Jahr mit einem Plus von 28,1% vor Abzug
von Gebühren gegenüber 16,8% für den
MSCI ACWI – eine starke Outperformance
von 9,7%.3 Dieses Ergebnis bekräftigt
unsere Überzeugung, dass Nachhaltigkeit
nicht nur der Umwelt, sondern auch dem
Geschäft zugutekommt.
Die erfreulichen Ergebnisse in Bezug
auf Impfstoffe stärkten die Zuversicht, dass
2021 mit einem Wiederhochfahren der
Wirtschaft zu rechnen ist. In Abhängigkeit
vom Tempo der Impfstoffverteilung hofft
man, dass ein Großteil der Industrieländer
die durch COVID-19 gefährdeten
Bevölkerungsgruppen bis zum Frühjahr impft.
Dies wiederum führte im Laufe des Quartals
zu einer Umschichtung in Marktsektoren mit
„konjunkturabhängigen Substanzwerten“,
bei einem deutlichen Anstieg der Anleihe-,
Energie- und Rohstoffpreise. Eine gewisse
Normalisierung der Bewertungen war auch
zu erwarten, da die Differenz zwischen
dem Spitzensektor (Technologie) und
dem Schlusslicht (Energie) über das Jahr
2020 ein Rekordniveau von 79% erreicht
hatte (MSCI World IT +44%; MSCI World
Energy -34%).
Wir sind stolz auf die Rolle, die
einige Positionen der Strategie bei der
Entwicklung und Herstellung der COVID-
19-Impfstoffe gespielt haben. Diese
umfassen:
- Illumina, deren neuartige Technologie zur Genomsequenzierung von Wissenschaftlern und Forschern in mehr als 10.000 Laboren eingesetzt wird, um Impfstoffe und Behandlungsverfahren für COVID-19 zu entwickeln. Außerdem wird die Technologie des Unternehmens verwendet, um die Übertragung von Covid-19 nachzuvollziehen und zu überwachen.
- Becton Dickinson, ein Weltmarktführer im Bereich Injektionsgeräte, der dazu beitragen wird, die schätzungsweise 11,4 Milliarden Injektionsgeräte und ein bis zwei Milliarden Mehrfachdosen- Ampullen zu produzieren, die zur Bereitstellung der Impfstoffe benötigt werden. Das Unternehmen hilft auch auf vielfältige andere Weise bei der Bereitstellung von COVID-19- Impfstoffen, beispielsweise indem es medizinisches Personal in Impfzentren in den richtigen Injektionstechniken schult.
- Die Hersteller biowissenschaftlicher InstrumenteThermo-Fisher steuern Geräte, Test-Sets und Reagenzien bei, um Labore zu unterstützen und voranzubringen, die an COVID-19-Impfstoffen und -Behandlungsverfahren arbeiten.
- Croda, ein Spezialchemieunternehmen, liefert neuartige Trägerstoffe (der chemische Bestandteil, der neben dem Wirkstoff in einem Arzneimittel enthalten ist). Sie helfen dabei, Impfstoffrezepturen zu stabilisieren und ermöglichen es, diese in den Körper einzubringen. Das Unternehmen erhielt den Auftrag, fünf Jahre lang Trägerstoffe für das Vakzin von Pfizer/ BioNTech zu liefern.
- SGS, ein Prüf- und Kontrollunternehmen, ist an den klinischen Studien beteiligt und bietet Qualitätskontrollen für die Impfstoffentwicklung sowie Produktionsprüfungen an, bei denen der Impfstoff auf seine Qualität bzw. Unreinheiten getestet wird. Gesundheit, Wohlbefinden und Ernährungssicherheit bleiben die Hauptthemen in der „Global Sustainable Outcomes“-Strategie, und 2020 zeigte sich eindeutig, wie wichtig Investitionen in unser Gesundheitssystem und Innovationen im Gesundheitswesen sind.
Schwerpunkt Nachhaltigkeit: Lässt sich die Erholung des Flugverkehrs „grün“ gestalten?
Die Reisepläne für 2020 sind ins Wasser gefallen, und eine Wiederaufnahme des
internationalen Reiseverkehrs im Jahr 2021 wird immer unsicherer. COVID-19 trifft die
Luftfahrtbranche offenkundig schwer. Tatsächlich ging der Passagierflugverkehr 2020
um 60%1 zurück, und die weltweiten CO2-Emissionen aller Sektoren verringerten sich
um 10,5 Milliarden Tonnen oder 4,4% (Abbildung 1)2
Abbildung 1: Veränderung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) im Jahr 2020 (ggü. dem Vorjahr)
Quelle: Carbon Monitor, Januar 2021.
Dieser Rückgang der Emissionen im
Zuge der Pandemie sollte uns wirklich zu
denken geben. Selbst wenn die derzeitigen
Einschränkungen, mit all ihren Kosten
für die Wirtschaft und die Menschen,
jedes Jahr auf diesem Niveau bestehen
blieben, wäre das nicht ausreichend, um
das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Laut den
Vereinten Nationen wäre dazu ein jährlicher
Rückgang der Treibhausgasemissionen um
7,6% notwendig.3
Doch da weltweit Impfprogramme
aufgelegt werden und wir leise hoffen,
in der zweiten Jahreshälfte wieder
reisen zu können, stellt sich die Frage,
wie man die Wiederaufnahme des
Luftreiseverkehrs „grüner“ gestalten kann.
Konjunkturprogramme werden bei der
Dekarbonisierung der Reisebranche nach
der Pandemie eine entscheidende Rolle
spielen. Wir haben das bereits stellenweise
beobachtet, beim Grünen Deal der EU und
bei Rettungspaketen für Fluggesellschaften,
bei denen die finanziellen Mittel an
die Streichung von Kurzstreckenflügen
geknüpft waren, wenn das Ziel auch mit
der Bahn gut erreichbar ist.
Doch im Gegensatz zum Straßenverkehr
sind Schiff- und Luftfahrt zwei
Verkehrsbereiche, die sich besonders
schwierig dekarbonisieren lassen. Beide
Branchen sind für rund 3% der weltweiten
Emissionen verantwortlich, d. h. sie
stehen auf einer Stufe mit Deutschland,
dem sechstgrößten Emittenten weltweit
(Abbildung 2).
Ein weiterer Grund zur Sorge in der
Luftfahrtbranche ist der Anstieg der
Luftemissionen vor COVID-19.
In Schwellenländern wie China, in denen
die aufstrebende Mittelschicht Flugreisen
für sich entdeckt, verzeichnet der
Luftreiseverkehr ein starkes Wachstum. Die
weltweiten Emissionen durch Linienflüge
sind bis zu 70% schneller gestiegen, als von
den Vereinten Nationen prognostiziert.4
Im Gegensatz zum Straßenverkehr, wo
sich Elektrofahrzeuge als kostengünstige
Dekarbonisierungslösung anbieten,
können sich Technologien, die keine
CO2-Emissionen verursachen, beim
Frachtverkehr auf dem Luft- oder Seeweg
nur schwer gegen preiswertere fossile
Brennstoffe durchsetzen.
Darüber hinaus sind beides
internationale Branchen, und die
Regulierung internationaler Branchen ist
komplex. Das Pariser Klimaabkommen
deckt den Schiffs- oder Flugverkehr nicht
ab, und hinzu kommt, dass diese Branchen
für den Verkehr auf internationalen Routen
keine Mineralölsteuer zahlen müssen.
Daher haben es neue Technologien mit
geringen CO2-Emissionen noch schwerer,
sich durchzusetzen.
Flugzeughersteller wie Airbus
und Boeing haben Triebwerke und
Flugzeugzellen umgestaltet, um die
Treibstoffeffizienz zu verbessern. Leider
gibt es mittlerweile immer weniger solcher
sukzessiven Effizienzverbesserungen
Wir brauchen neue, nachhaltige
Energielösungen zur Dekarbonisierung
des Flugverkehrs, doch die sind mit
Herausforderungen verbunden.
Nachhaltige Flugkraftstoffe,
sogenannte SAFs (Sustainable Aviation
Fuels), stellen eine unmittelbare Lösung
dar, die zur Verringerung der CO2-
Emissionen beiträgt. SAFs werden aus
nachhaltigen Ausgangsstoffen hergestellt,
beispielsweise aus Altspeiseöl und
anderen, nicht palmölhaltigen Altölen,
welche aus Tieren, Pflanzen oder
Lebensmittelresten gewonnen werden,
die man sonst entsorgt hätte. Chemisch
gesehen sind sie dem konventionellen,
aus fossilen Brennstoffen bestehenden
Kerosin sehr ähnlich; deshalb ist es nicht
notwendig, die Triebwerke vorhandener
Flugzeuge für ihren Einsatz auszutauschen.
Flugzeuge von Airbus können derzeit
mit einer zu 50% aus SAF bestehenden
Mischung fliegen; das ist die aktuelle,
von den Zivilluftfahrtbehörden festgelegte
Obergrenze. Rolls-Royce führte jedoch
vor Kurzem eine Versuchsreihe durch,
bei der einige seiner kleineren Flugzeuge
für Geschäftsreisen ausschließlich mit
nachhaltigen Flugkraftstoffen betrieben
wurden. Diese Versuche sollen zeigen,
dass es möglich ist, eine zu 100% aus
SAF bestehende Mischung als sichere
Kerosinalternative zu nutzen.
Der Einsatz von SAF führt zu einer
deutlichen Verringerung der CO2-Emissionen
gegenüber dem konventionellen Kerosin,
das sie ersetzen. Bei den Tests von Rolls-
Royce wurden die Emissionen im Laufe
des Lebenszyklus so um mehr als 75%
reduziert.5 Nachhaltige Flugkraftstoffe
stellen auf kurze Sicht einen wesentlichen
„Brückenschlag“ zu Technologien wie
Hybrid-Elektro- und Elektroantrieben für
Flugzeuge dar. Die Schwierigkeit hierbei
sind die enormen Mehrkosten von SAF
gegenüber fossilen Brennstoffen, wobei
die Preise jedoch fallen dürften, sobald die
Branche in größerem Maßstab produziert.
Abbildung 2: Verkehrsbedingte CO2-Emissionen weltweit
Diese Übersicht beruht auf den weltweiten verkehrsbedingten Emissionen im Jahr 2018, die sich auf insgesamt 8 Milliarden Tonnen CO2 beliefen.
Auf den Verkehr entfallen 24% der energiebedingten CO2-Emissionen.
Quelle: Our World in Data, auf Grundlage von Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) und des Internationalen Rats für sauberen Verkehr (ICCT), 2018.
Das allerdings erfordert hohe Investitionen
und Zeit.
Bei der langfristigen Dekarbonisierung
spielen andere neuartige Technologien
wie Elektrifizierung und grüner Wasserstoff
eine Schlüsselrolle. Für Kurzstreckenflüge
mit geringen Passagierzahlen ist der
Akkubetrieb vielleicht eine gangbare
Alternative, aber Akkus sind schwer und
können im Verhältnis zu ihrem Gewicht
nicht genug Strom speichern.
Schon bald werden neue Satelliten
eine genauere Nachverfolgung
transatlantischer Flüge aus sicherer
Entfernung ermöglichen. Flugzeuge
könnten ihre Routen dann flexibler
anpassen, um günstige Rückenwinde
besser auszunutzen und Gegenwinde
zu meiden. Der Luftfahrtbranche könnte
so eine preisgünstigere und schneller
wirksame Möglichkeit zur Verringerung
von Emissionen als durch technische
Fortschritte bereitgestellt werden.
Bestenfalls lassen sich die Emissionen auf
diese Weise um bis zu 18% reduzieren.
Grüner Wasserstoff in Form von
Ammoniak gilt als eine der praktikabelsten
langfristigen Lösungen für einen
umweltfreundlichen Flugverkehr. Er wird
mittels erneuerbarer Energien hergestellt
und verfügt über eine (im Vergleich
zu Akkus) höhere Energiedichte, wie
sie für Flugzeuge notwendig ist, ohne
während des Fluges CO2 freizusetzen.
Seine Energiedichte ist jedoch nicht
ganz so hoch wie die von Kerosin;
Langstreckenflüge könnten sich also
noch als schwierig erweisen. Es gibt
allerdings ein gravierenderes Problem:
Wasserstoff wird derzeit meist aus Methan
gewonnen, einem fossilen Brennstoff, bei
dessen Produktion beträchtliche Mengen
Kohlendioxid freigesetzt werden. Die
Herstellung von grünem Wasserstoff ist
zurzeit praktisch unbezahlbar.
Wie in der Solar- und
Windenergiebranche dürften die Kosten
aber rasch sinken, sobald die Produktion
von grünem Wasserstoff ausgebaut
wird. Staatliche Subventionen und
Regulierungsmaßnahmen werden
ebenfalls dazu beitragen, die Einführung
dieser umweltfreundlichen Technologien
zu beschleunigen und sie innerhalb der
nächsten zehn Jahre praxistauglich und
kostengünstig zu machen. Marktgestützte
Maßnahmen zum Ausgleich von CO2-
Emissionen könnten ebenfalls dabei
helfen, diesen nachhaltigen Wandel
zu finanzieren. Leider hält sich die
Verbraucherakzeptanz bislang in Grenzen.
Eines unserer Anlagethemen
orientiert sich daran, dass ein
erhebliches Wachstum im Bereich der
Dekarbonisierungstechnologien erforderlich
ist. Wir haben mehrere Unternehmen im
Portfolio, die schwerpunktmäßig solche
Lösungen anbieten. Johnson Matthey
befasst sich beispielsweise nicht nur
mit der Entwicklung von Batterietechnik,
sondern auch mit Wasserstoffbrennzellen
und Elektrolyseuren, die wahrscheinlich
wichtige Lösungen in der Schiff- und
Luftfahrtbranche sein werden. Renewable
Energy Group (REG), die in diesem
Quartal neu ins Portfolio aufgenommen
wurde, stellt Biodiesel und erneuerbaren
Diesel her. Diese Kraftstoffe können
die Treibhausgasemissionen im Laufe
des Lebenszyklus um bis zu 86% und
die Feinstaubbelastung um bis zu 47%
senken.6 Das Unternehmen ist in einer
guten Ausgangsposition, um nachhaltige
Flugkraftstoffe zu produzieren, sobald die
Nachfrage anzieht.
In der Luftfahrtbranche – angefangen
bei den Herstellern bis hin zu den
Fluggesellschaften – arbeitet man
immer stärker zusammen, um Lösungen
für einen umweltfreundlicheren
Flugverkehr zu entwickeln. Obgleich es
auf kurze Sicht noch Hürden für diese
nachhaltigen Lösungen gibt, zweifeln wir
nicht daran, dass sich Technologie und
Kostenentwicklung im Laufe der Zeit
verbessern werden.
Highlights Unternehmen – 4. Quartal 2020
Wir sind für die Strategie neue Positionen eingegangen 7